Dieses um 1490 wohl in Westfalen entstandene Vesperbild (sog. Pietà), gelangte erst 1985 durch die Stiftung Schall in den Dom. Die ausdrucksvolle, farbig gefaßte Holzplastik wurde in einem von Paul Nagel geschaffenen, modernen Gehäuse aus Schmiedeeisen aufgestellt. In stiller, verklärter Trauer hält Maria ihren toten Sohn auf dem Schoß. Der vom Leiden und Tod gezeichnete Leichnam trägt die Dornenkrone, seine blutenden Wundmale sind plastisch hervorgehoben. Der Typus des Vesperbildes kam erst im späten Mittelalter auf. Durch diese Darstellungsform sollte das Mitleiden des Betrachters mit dem toten Christus und seiner trauernden Mutter angesprochen werden.
Dr. Leonie Becks, Kunsthistorikerin