In einer Folge aufeinander abgestimmter Bildpaare führt es dem Betrachter die heilsgeschichtliche Verknüpfung von Altem und Neuem Testament vor Augen. Die Bilder der rechten Bahn sind in ein Rankengeflecht eingebettet und zeigen das neutestamentliche Erlösungsgeschehen von der Geburt Mariens bis zur Himmelfahrt Christi, umrahmt von alttestamentlichen Propheten. Diesen christologischen Szenen stehen in der linken Bahn ausgewählte Ereignisse des Alten Testamentes, sogenannte 'typologische' Bilder, gegenüber.
Die Darstellung der Heilsgeschichte in der rechten neutestamentlichen Fensterbahn beginnt mit der Geburt der Gottesmutter Maria. Die hl. Anna, Marias Mutter, ruht auf einem Lager und schaut Dienerinnen zu, die das neugeborene Kind baden. Das Parallelbild der alttestamentlichen Bahn zeigt die Erschaffung Evas. Eva steht vor Gottvater, der segnend seine Hand hebt. Rechts im Bild sieht man den schlafenden Adam, aus dessen Rippe Eva geschaffen wurde. Der Verknüpfung beider Bildszenen liegt der mittelalterliche Gedanke von Maria als neuer Eva zugrunde.
Beide Scheiben entstammen nicht dem Mittelalter, sondern sind Neuschöpfungen, die um 1900 bei einer großen Restaurierungs-maßnahme entstanden. Die mittelalterlichen Originale gingen wohl schon im 18. Jahrhundert verloren. Die Themen der neuen Scheiben wurden von dem Domkapitular Alexander Schnütgen angeregt. Sie spiegeln eine im Mittelalter geläufige Ikonographie wider. Auch die Gegenüberstellung Eva - Maria entspricht mittelalterlichem Denken. Die Ausführung der neuen Glasmalereifelder besorgte die Kölner Werkstatt Schneiders
Dr. Ulrike Brinkmann, Kunsthistorikerin
Die Erzählung der Heilsgeschichte wird mit der Verkündigung an Maria fortgesetzt. Maria wendet sich dem Engel Gabriel zu, der mit segnender Gebärde bei ihr eintritt.
Das alttestamentliche Gegenbild ist die Brautwerbung um Rebekka. Abraham hat seinen Knecht Eliezer als Brautwerber für seinen Sohn Isaak ausgeschickt. Eliezer steht mit Geschenken vor Rebekkas Elternhaus. Er hält dem Mädchen, das aus einem Tor heraustritt, einen goldenen Reifen entgegen.
Dr. Ulrike Brinkmann, Kunsthistorikerin
Das Buch Genesis 24, 10-27
Der Knecht nahm zehn von den Kamelen seines Herrn und machte sich mit allerlei kostbaren Sachen aus dem Besitz seines Herrn auf die Reise. Er brach auf und zog nach Mesopotamien in die Stadt Nahors.
Vor der Stadt ließ er die Kamele am Brunnen lagern. Es war gegen Abend, um die Zeit, da die Frauen herauskommen, um Wasser zu schöpfen.
Er sagte: Herr, Gott meines Herrn Abraham, laß mich heute Glück haben, und zeig meinem Herrn Abraham deine Huld!
Da stehe ich an der Quelle, und die Töchter der Stadtbewohner werden herauskommen, um Wasser zu schöpfen.
Das Mädchen, zu dem ich dann sage: Reich mir doch deinen Krug zum Trinken!, und das antwortet: Trink nur, auch deine Kamele will ich tränken!, sie soll es sein, die du für deinen Knecht Isaak bestimmt hast. Daran will ich erkennen, daß du meinem Herrn Huld erweist.
Kaum hatte er aufgehört zu sprechen, da kam auch schon aus der Stadt Rebekka mit dem Krug auf der Schulter. Sie war dem Betuël geboren worden, dem Sohn der Milka, die die Frau Nahors, des Bruders Abrahams, war.
Das Mädchen war sehr schön, und sie war ledig; noch kein Mann hatte sie erkannt. Sie stieg zur Quelle hinab, füllte ihren Krug und kam wieder herauf.
Da ging der Knecht schnell auf sie zu und sagte: Laß mich ein wenig Wasser aus deinem Krug trinken!
Trink nur, mein Herr!, antwortete sie, ließ geschwind den Krug auf ihre Hand herab und gab ihm zu trinken.
Nachdem sie ihm zu trinken gegeben hatte, sagte sie: Auch für deine Kamele will ich schöpfen, bis sie sich satt getrunken haben.
Flink leerte sie ihren Krug an der Tränke und lief noch einmal an den Brunnen zum Schöpfen. So schöpfte sie für alle Kamele.
Der Knecht Abrahams schaute ihr schweigend zu; er wollte sehen, ob der Herr seine Reise gelingen ließe oder nicht.
Als die Kamele mit dem Trinken fertig waren, nahm der Mann einen goldenen Nasenreif, einen halben Schekel schwer, und zwei goldene Spangen für ihre Arme, zehn Goldschekel schwer, und fragte: Wessen Tochter bist du? Sag mir doch, ob im Haus deines Vaters für uns Platz zum Übernachten ist!
Sie antwortete ihm: Ich bin die Tochter Betuëls, des Sohnes der Milka und des Nahor.
Weiter sagte sie zu ihm: Stroh und Futter haben wir reichlich, auch Platz zum Übernachten.
Da verneigte sich der Mann, warf sich vor dem Herrn nieder und sagte: Gepriesen sei der Herr, der Gott meines Herrn Abraham, der es meinem Herrn nicht an Huld und Treue fehlen ließ. Der Herr hat mich geradewegs zum Haus des Bruders meines Herrn geführt.
Evangelium nach Lukas 1, 26-38
Die Verheißung der Geburt Jesu
Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazareth zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria.Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.
Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe.
Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden.
Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben.
Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben.
Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben.
Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne?
Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.
Auch Elisabet, deine Verwandte, hat noch in ihrem Alter einen Sohn empfangen; obwohl sie als unfruchtbar galt, ist sie jetzt schon im sechsten Monat.
Denn für Gott ist nichts unmöglich.
Da sagte Maria: Ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe, wie du es gesagt hast. Danach verließ sie der Engel.
Maria liegt auf einem Ruhebett, neben sich die Krippe mit dem Christuskind. Am Fußende sitzt Joseph. Dahinter sind Ochs und Esel zu sehen.
Das alttestamentliche Gegenbild zeigt die Berufung des Mose zum Führer des Volkes Israel. Dabei erscheint ihm Gottvater in einem brennenden Dornbusch. Der Dornbusch, der brennt, aber dennoch nicht von den Flammen verzehrt wird, ist ein altes Sinnbild für die immerwährende Jungfräulichkeit der Gottesmutter Maria. Deshalb wählte man diese Szene als Parallelbild zur Geburt Christi.
Dr. Ulrike Brinkmann, Kunsthistorikerin
Das Buch Exodus 3, 1-5
Mose weidete die Schafe und Ziegen seines Schwiegervaters Jitro, des Priesters von Midian. Eines Tages trieb er das Vieh über die Steppe hinaus und kam zum Gottesberg Horeb.
Dort erschien ihm der Engel des Herrn in einer Flamme, die aus einem Dornbusch emporschlug. Er schaute hin: Da brannte der Dornbusch und verbrannte doch nicht.
Mose sagte: Ich will dorthin gehen und mir die außergewöhnliche Erscheinung ansehen. Warum verbrennt denn der Dornbusch nicht?
Als der Herr sah, daß Mose näher kam, um sich das anzusehen, rief Gott ihm aus dem Dornbusch zu: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich.
Der Herr sagte: Komm nicht näher heran! Leg deine Schuhe ab; denn der Ort, wo du stehst, ist heiliger Boden.
Das Evangelium nach Lukas 2, 1-20
In jenen Tagen erließ Kaiser Augustus den Befehl, alle Bewohner des Reiches in Steuerlisten einzutragen.
Dies geschah zum erstenmal; damals war Quirinius Statthalter von Syrien.
Da ging jeder in seine Stadt, um sich eintragen zu lassen.
So zog auch Josef von der Stadt Nazaret in Galiläa hinauf nach Judäa in die Stadt Davids, die Betlehem heißt; denn er war aus dem Haus und Geschlecht Davids.
Er wollte sich eintragen lassen mit Maria, seiner Verlobten, die ein Kind erwartete.
Als sie dort waren, kam für Maria die Zeit ihrer Niederkunft, und sie gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war.
In jener Gegend lagerten Hirten auf freiem Feld und hielten Nachtwache bei ihrer Herde.
Da trat der Engel des Herrn zu ihnen, und der Glanz des Herrn umstrahlte sie. Sie fürchteten sich sehr, der Engel aber sagte zu ihnen: Fürchtet euch nicht, denn ich verkünde euch eine große Freude, die dem ganzen Volk zuteil werden soll:
Heute ist euch in der Stadt Davids der Retter geboren; er ist der Messias, der Herr.
Und das soll euch als Zeichen dienen: Ihr werdet ein Kind finden, das, in Windeln gewickelt, in einer Krippe liegt.
Und plötzlich war bei dem Engel ein großes himmlisches Heer, das Gott lobte und sprach:
Verherrlicht ist Gott in der Höhe, und auf Erden ist Friede bei den Menschen seiner Gnade.
Als die Engel sie verlassen hatten und in den Himmel zurückgekehrt waren, sagten die Hirten zueinander: Kommt, wir gehen nach Betlehem, um das Ereignis zu sehen, das uns der Herr verkünden ließ.
So eilten sie hin und fanden Maria und Josef und das Kind, das in der Krippe lag.
Als sie es sahen, erzählten sie, was ihnen über dieses Kind gesagt worden war.
Und alle, die es hörten, staunten über die Worte der Hirten.
Maria aber bewahrte alles, was geschehen war, in ihrem Herzen und dachte darüber nach.
Die Hirten kehrten zurück, rühmten Gott und priesen ihn für das, was sie gehört und gesehen hatten; denn alles war so gewesen, wie es ihnen gesagt worden war.
Die Heiligen Drei Könige sind nach Bethlehem gezogen, um den neugeborenen Heiland zu verehren. Der älteste König kniet vor Maria und dem Christusknaben und hält ihnen einen mit Goldstücken gefüllten Pokal entgegen. Auch die anderen beiden Könige tragen Geschenke.
Das alttestamentliche Parallelbild zeigt den Besuch der Königin von Saba bei König Salomo. Sie will sich von seiner großen Weisheit und seinem unerschöpflichen Reichtum überzeugen. Hinter ihr stehen Dienerinnen, die kostbare Geschenke tragen. Daß der Kopf der Königin aus blauem Glas geschnitten ist, soll ihre dunkle Hautfarbe symbolisieren.
Dr. Ulrike Brinkmann, Kunsthistorikerin
Das erste Buch der Könige 10, 1-10
Die Königin von Saba hörte vom Ruf Salomos und kam, um ihn mit Rätselfragen auf die Probe zu stellen.
Sie kam nach Jerusalem mit sehr großem Gefolge, mit Kamelen, die Balsam, eine gewaltige Menge Gold und Edelsteine trugen, trat bei Salomo ein und redete mit ihm über alles, was sie sich vorgenommen hatte.
Salomo gab ihr Antwort auf alle Fragen. Es gab nichts, was dem König verborgen war und was er ihr nicht hätte sagen können.
Als nun die Königin von Saba die ganze Weisheit Salomos erkannte, als sie den Palast sah, den er gebaut hatte, die Speisen auf seiner Tafel, die Sitzplätze seiner Beamten, das Aufwarten der Diener und ihre Gewänder, seine Getränke und sein Opfer, das er im Haus des Herrn darbrachte, da stockte ihr der Atem.
Sie sagte zum König: Was ich in meinem Land über dich und deine Weisheit gehört habe, ist wirklich wahr.
Ich wollte es nicht glauben, bis ich nun selbst gekommen bin und es mit eigenen Augen gesehen habe. Und wahrlich, nicht einmal die Hälfte hat man mir berichtet; deine Weisheit und deine Vorzüge übertreffen alles, was ich gehört habe.
Glücklich sind deine Männer, glücklich diese deine Diener, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören.
Gepriesen sei Jahwe, dein Gott, der an dir Gefallen fand und dich auf den Thron Israels setzte. Weil Jahwe Israel ewig liebt, hat er dich zum König bestellt, damit du Recht und Gerechtigkeit übst.
Sie gab dem König hundertzwanzig Talente Gold, dazu eine sehr große Menge Balsam und Edelsteine. Niemals mehr kam so viel Balsam in das Land, wie die Königin von Saba dem König Salomo schenkte.
Das Evangelium nach Matthäus 2, 1-12
Als Jesus zur Zeit des Königs Herodes in Betlehem in Judäa geboren worden war, kamen Sterndeuter aus dem Osten nach Jerusalem und fragten:
Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern aufgehen sehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.
Als König Herodes das hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem.
Er ließ alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammenkommen und erkundigte sich bei ihnen, wo der Messias geboren werden solle.
Sie antworteten ihm: In Betlehem in Judäa; denn so steht es bei dem Propheten:
Du, Betlehem im Gebiet von Juda, bist keineswegs die unbedeutendste unter den führenden Städten von Juda; denn aus dir wird ein Fürst hervorgehen, der Hirt meines Volkes Israel.
Danach rief Herodes die Sterndeuter heimlich zu sich und ließ sich von ihnen genau sagen, wann der Stern erschienen war.
Dann schickte er sie nach Betlehem und sagte: Geht und forscht sorgfältig nach, wo das Kind ist; und wenn ihr es gefunden habt, berichtet mir, damit auch ich hingehe und ihm huldige.
Nach diesen Worten des Königs machten sie sich auf den Weg. Und der Stern, den sie hatten aufgehen sehen, zog vor ihnen her bis zu dem Ort, wo das Kind war; dort blieb er stehen.
Als sie den Stern sahen, wurden sie von sehr großer Freude erfüllt.
Sie gingen in das Haus und sahen das Kind und Maria, seine Mutter; da fielen sie nieder und huldigten ihm. Dann holten sie ihre Schätze hervor und brachten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Gaben dar.
Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.
Der Christusknabe steht auf einem Altar, gehalten von dem greisen Priester Simeon. Ihm gegenüber steht Maria, die als Reinigungsopfer eine weiße Taube auf dem Altar niederlegt.
Das alttestamentliche Parallelbild ist ein entsprechendes Ereignis aus dem Leben des Propheten Samuel. Sein Vater Elkana hat den Knaben in den Tempel gebracht. Samuel sitzt auf dem Altar und wird von dem Priester Eli gesegnet.
Dr. Ulrike Brinkmann, Kunsthistorikerin
Das erste Buch Samuel 1, 21-28
Als dann Elkana mit seiner ganzen Familie wieder hinaufzog, um dem Herrn das jährliche Opfer und die Gaben, die er gelobt hatte, darzubringen, zog Hanna nicht mit, sondern sagte zu ihrem Mann: Ich werde den Knaben erst, wenn er entwöhnt ist, hinaufbringen; dann soll er vor dem Angesicht des Herrn erscheinen und für immer dort bleiben. Ihr Mann Elkana sagte zu ihr: Tu, was dir gefällt. Bleib hier, bis du ihn entwöhnt hast. Wenn nur der Herr sein Wort erfüllt! Die Frau blieb also daheim und stillte ihren Sohn, bis sie ihn entwöhnte.Als sie ihn entwöhnt hatte, nahm sie ihn mit hinauf, dazu einen dreijährigen Stier, ein Efa Mehl und einen Schlauch Wein. So brachte sie ihn zum Haus des Herrn in Schilo; der Knabe aber war damals noch sehr jung. Als sie den Stier geschlachtet hatten, brachten sie den Knaben zu Eli, und Hanna sagte: Bitte, mein Herr, so wahr du lebst, mein Herr, ich bin die Frau, die damals neben dir stand, um zum Herrn zu beten. Ich habe um diesen Knaben gebetet, und der Herr hat mir die Bitte erfüllt, die ich an ihn gerichtet habe. Darum lasse ich ihn auch vom Herrn zurückfordern. Er soll für sein ganzes Leben ein vom Herrn Zurückgeforderter sein. Und sie beteten dort den Herrn an.
Das Evangelium nach Lukas 2, 21-29
Als acht Tage vorüber waren und das Kind beschnitten werden sollte, gab man ihm den Namen Jesus, den der Engel genannt hatte, noch ehe das Kind im Schoß seiner Mutter empfangen wurde.
Dann kam für sie der Tag der vom Gesetz des Mose vorgeschriebenen Reinigung. Sie brachten das Kind nach Jerusalem hinauf, um es dem Herrn zu weihen, gemäß dem Gesetz des Herrn, in dem es heißt: Jede männliche Erstgeburt soll dem Herrn geweiht sein.
Auch wollten sie ihr Opfer darbringen, wie es das Gesetz des Herrn vorschreibt: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben.
In Jerusalem lebte damals ein Mann namens Simeon. Er war gerecht und fromm und wartete auf die Rettung Israels, und der Heilige Geist ruhte auf ihm.
Vom Heiligen Geist war ihm offenbart worden, er werde den Tod nicht schauen, ehe er den Messias des Herrn gesehen habe.
Jetzt wurde er vom Geist in den Tempel geführt; und als die Eltern Jesus hereinbrachten, um zu erfüllen, was nach dem Gesetz üblich war, nahm Simeon das Kind in seine Arme und pries Gott mit den Worten:
Nun läßt du, Herr, deinen Knecht, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden, wie dein Wort es verheißen hat.
Christus steht im Jordan. Johannes der Täufer legt ihm segnend die Hand auf, während ein Engel ein großes Tuch bereithält. Vom Himmel fliegt die Taube des Heiligen Geistes auf Christus herab.
Das alttestamentliche Gegenbild zeigt Noah in der Arche. Er hat eine Taube ausgesandt, die mit einem Ölzweig im Schnabel zu ihm zurückkehrt. Es ist das Zeichen, daß die Wasser der großen Sintflut endlich gesunken sind und Noach die Arche bald verlassen kann.
Dr. Ulrike Brinkmann, Kunsthistorikerin
Das letzte Abendmahl Christi im Kreise seiner Jünger leitet die Passion ein. Neben Christus sitzen die Apostel Petrus und Paulus, an seiner Brust liegt sein Lieblingsjünger Johannes. Judas sitzt im Vordergrund und nimmt von Christus den Bissen entgegen, der ihn als den Verräter des Gottessohnes ausweist.
Die alttestamentliche Szene schildert das Festmahl, das Abraham gibt, um die Abstillung seines Sohnes Isaak zu feiern. Abraham sitzt neben seiner Frau Sara, der eine Dienerin den kleinen Isaak von der Brust nimmt.
Dr. Ulrike Brinkmann, Kunsthistorikerin
Christus hängt an einem Rankenkreuz, den Kopf geneigt, die Augen halb geschlossen. Unter dem Kreuz stehen die Gottesmutter und der Jünger Johannes.
Das alttestamentliche Gegenbild zeigt Abraham, der sich anschickt, seinen einzigen Sohn Isaak zu töten. Es ist der Beweis, daß Abraham Gott unbedingten Gehorsam leistet. Vom Himmel herab gebietet ein Engel Einhalt und weist auf einen Widder, der sich in einem Dornbusch verfangen hat. Er soll anstelle von Isaak geopfert werden. Diese Geschichte wurde schon von den frühen Kirchenvätern mit dem Opfertod Christi verglichen.
Dr. Ulrike Brinkmann, Kunsthistorikerin
Das Buch Genesis 22 , 1-13
Nach diesen Ereignissen stellte Gott Abraham auf die Probe. Er sprach zu ihm: Abraham! Er antwortete: Hier bin ich.
Gott sprach: Nimm deinen Sohn, deinen einzigen, den du liebst, Isaak, geh in das Land Morija, und bring ihn dort auf einem der Berge, den ich dir nenne, als Brandopfer dar.
Frühmorgens stand Abraham auf, sattelte seinen Esel, holte seine beiden Jungknechte und seinen Sohn Isaak, spaltete Holz zum Opfer und machte sich auf den Weg zu dem Ort, den ihm Gott genannt hatte.
Als Abraham am dritten Tag aufblickte, sah er den Ort von weitem.
Da sagte Abraham zu seinen Jungknechten: Bleibt mit dem Esel hier! Ich will mit dem Knaben hingehen und anbeten; dann kommen wir zu euch zurück.
Abraham nahm das Holz für das Brandopfer und lud es seinem Sohn Isaak auf. Er selbst nahm das Feuer und das Messer in die Hand. So gingen beide miteinander.
Nach einer Weile sagte Isaak zu seinem Vater Abraham: Vater! Er antwortete: Ja, mein Sohn! Dann sagte Isaak: Hier ist Feuer und Holz. Wo aber ist das Lamm für das Brandopfer?
Abraham entgegnete: Gott wird sich das Opferlamm aussuchen, mein Sohn. Und beide gingen miteinander weiter.
Als sie an den Ort kamen, den ihm Gott genannt hatte, baute Abraham den Altar, schichtete das Holz auf, fesselte seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. Schon streckte Abraham seine Hand aus und nahm das Messer, um seinen Sohn zu schlachten.
Da rief ihm der Engel des Herrn vom Himmel her zu: Abraham, Abraham! Er antwortete: Hier bin ich.
Jener sprach: Streck deine Hand nicht gegen den Knaben aus, und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, daß du Gott fürchtest; du hast mir deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten.
Als Abraham aufschaute, sah er: Ein Widder hatte sich hinter ihm mit seinen Hörnern im Gestrüpp verfangen. Abraham ging hin, nahm den Widder und brachte ihn statt seines Sohnes als Brandopfer dar.
Das Evangelium nach Johannes 19, 17-30
Er trug sein Kreuz und ging hinaus zur sogenannten Schädelhöhe, die auf hebräisch Golgota heißt.
Dort kreuzigten sie ihn und mit ihm zwei andere, auf jeder Seite einen, in der Mitte Jesus.
Pilatus ließ auch ein Schild anfertigen und oben am Kreuz befestigen; die Inschrift lautete: Jesus von Nazaret, der König der Juden.
Dieses Schild lasen viele Juden, weil der Platz, wo Jesus gekreuzigt wurde, nahe bei der Stadt lag. Die Inschrift war hebräisch, lateinisch und griechisch abgefaßt.
Die Hohenpriester der Juden sagten zu Pilatus: Schreib nicht: Der König der Juden, sondern daß er gesagt hat: Ich bin der König der Juden.
Pilatus antwortete: Was ich geschrieben habe, habe ich geschrieben.
Nachdem die Soldaten Jesus ans Kreuz geschlagen hatten, nahmen sie seine Kleider und machten vier Teile daraus, für jeden Soldaten einen. Sie nahmen auch sein Untergewand, das von oben her ganz durchgewebt und ohne Naht war.
Sie sagten zueinander: Wir wollen es nicht zerteilen, sondern darum losen, wem es gehören soll. So sollte sich das Schriftwort erfüllen: Sie verteilten meine Kleider unter sich und warfen das Los um mein Gewand. Dies führten die Soldaten aus.
Bei dem Kreuz Jesu standen seine Mutter und die Schwester seiner Mutter, Maria, die Frau des Klopas, und Maria von Magdala.
Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er liebte, sagte er zu seiner Mutter: Frau, siehe, dein Sohn!
Dann sagte er zu dem Jünger: Siehe, deine Mutter! Und von jener Stunde an nahm sie der Jünger zu sich.
Danach, als Jesus wußte, daß nun alles vollbracht war, sagte er, damit sich die Schrift erfüllte: Mich dürstet.
Ein Gefäß mit Essig stand da. Sie steckten einen Schwamm mit Essig auf einen Ysopzweig und hielten ihn an seinen Mund.
Als Jesus von dem Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht! Und er neigte das Haupt und gab seinen Geist auf.
Christus steigt aus dem Grab. Als Siegeszeichen trägt er die Kreuzesfahne. Neben dem Sarkophag sitzen die schlafenden Grabwächter.
Das alttestamentliche Gegenbild zeigt den Propheten Jona, den ein großer Fisch verschlungen hatte. Nun speit der Fisch ihn an Land. Der Vergleich zwischen Jona, der drei Tage im Bauch eines Fisches zubringt und dem Messias, der nach drei Tagen im Grabe aufersteht, geht auf ein Christuswort im Neuen Testament zurück.
Dr. Ulrike Brinkmann, Kunsthistorikerin
Das Buch Jona 2, 1-11
Der Herr aber schickte einen großen Fisch, der Jona verschlang. Jona war drei Tage und drei Nächte im Bauch des Fisches, und er betete im Bauch des Fisches zum Herrn, seinem Gott: In meiner Not rief ich zum Herrn, und er erhörte mich. Aus der Tiefe der Unterwelt schrie ich um Hilfe, und du hörtest mein Rufen. Du hast mich in die Tiefe geworfen, in das Herz der Meere; mich umschlossen die Fluten, all deine Wellen und Wogen schlugen über mir zusammen.Ich dachte: Ich bin aus deiner Nähe verstoßen. Wie kann ich deinen heiligen Tempel wieder erblicken? Das Wasser reichte mir bis an die Kehle, die Urflut umschloß mich; Schilfgras umschlang meinen Kopf.
Bis zu den Wurzeln der Berge, tief in die Erde kam ich hinab; ihre Riegel schlossen mich ein für immer. Doch du holtest mich lebendig aus dem Grab herauf, Herr, mein Gott. Als mir der Atem schwand, dachte ich an den Herrn, und mein Gebet drang zu dir, zu deinem heiligen Tempel. Wer nichtige Götzen verehrt, der handelt treulos. Ich aber will dir opfern und laut dein Lob verkünden. Was ich gelobt habe, will ich erfüllen. Vom Herrn kommt die Rettung. Da befahl der Herr dem Fisch, Jona ans Land zu speien.
Das Evangelium nach Matthäus 28, 1-8
Nach dem Sabbat kamen in der Morgendämmerung des ersten Tages der Woche Maria aus Magdala und die andere Maria, um nach dem Grab zu sehen.
Plötzlich entstand ein gewaltiges Erdbeben; denn ein Engel des Herrn kam vom Himmel herab, trat an das Grab, wälzte den Stein weg und setzte sich darauf.
Seine Gestalt leuchtete wie ein Blitz, und sein Gewand war weiß wie Schnee.
Die Wächter begannen vor Angst zu zittern und fielen wie tot zu Boden.
Der Engel aber sagte zu den Frauen: Fürchtet euch nicht! Ich weiß, ihr sucht Jesus, den Gekreuzigten.
Er ist nicht hier; denn er ist auferstanden, wie er gesagt hat. Kommt her und seht euch die Stelle an, wo er lag.
Dann geht schnell zu seinen Jüngern und sagt ihnen: Er ist von den Toten auferstanden. Er geht euch voraus nach Galiläa, dort werdet ihr ihn sehen. Ich habe es euch gesagt.
Sogleich verließen sie das Grab und eilten voll Furcht und großer Freude zu seinen Jüngern, um ihnen die Botschaft zu verkünden.
Christus schwebt auf einer Wolke zum Himmel. In der linken Hand hält er die Kreuzesfahne als Siegeszeichen über den Tod. Zu beiden Seiten kniet ein betender Engel.
Das alttestamentliche Gegenbild zeigt die Himmelfahrt des Elija. Der greise Prophet fährt mit einem pferdebespannten Wagen in den Himmel. Sein Schüler und Nachfolger Elischa bleibt auf der Erde zurück und greift nach dem Prophetenmantel, den Elija ihm zuwirft. Dieses Medaillon ist eine Neuschöpfung von 1892. Man orientierte sich dabei an entsprechenden mittelalterlichen Bildern.
Dr. Ulrike Brinkmann, Kunsthistorikerin
Das zweite Buch der Könige 2, 11-13
Während sie miteinander gingen und redeten, erschien ein feuriger Wagen mit feurigen Pferden und trennte beide voneinander. Elija fuhr im Wirbelsturm zum Himmel empor.
Elischa sah es und rief laut: Mein Vater, mein Vater! Wagen Israels und sein Lenker! Als er ihn nicht mehr sah, faßte er sein Gewand und riss es mitten entzwei.
Dann hob er den Mantel auf, der Elija entfallen war, kehrte um und trat an das Ufer des Jordan.
Evangelium: Lukas 24,46-53
In jener Zeit sagte Jesus zu seinen Jüngern: Das sind meine Worte, die ich zu euch gesprochen habe, als ich noch bei euch war: Alles muss in Erfüllung gehen, was im Gesetz des Mose, bei den Propheten und in den Psalmen über mich geschrieben steht. Darauf öffnete er ihren Sinn für das Verständnis der Schriften.
sprach Jesus zu seinen Jüngern:Sosteht es geschrieben:Der Christus wird leidenund am dritten Tag von den Toten auferstehen und in seinem Namenwird man allen Völkern Umkehrverkünden,damit ihre Sünden vergebenwerden. Angefangen in Jerusalem, seid ihrZeugendafür.
Und siehe, ich werde die Verheißung meines Vatersauf euch herabsenden.Ihraber bleibt in der Stadt,bis ihr mit der Kraft aus der Höhe erfüllt werdet!
Dann führte er sie hinaus in die Nähe von Betánien.Dort erhob er seine Hände und segnete sie.
Und es geschah:Währender sie segnete,verließer sie und wurde zum Himmelemporgehoben.
Sie aber fielenvor ihm nieder.Dann kehrten sie in großer Freude nach Jerusalem zurück. Und sie waren immer im Tempelund priesen Gott
Die heilsgeschichtliche Szenenfolge der neutestamentlichen Bahn endet mit einem Bild des thronenden Christus. Seine rechte Hand ist segnend erhoben, in der linken hält er ein aufgeschlagenes Buch als Sinnbild des Evangeliums.
Die alttestamentliche Bahn beendet ein Bild der Gottesmutter. Maria sitzt auf einer Thronbank und umfaßt den Christusknaben, der neben ihr auf der Bank steht. In der rechten Hand hält sie eine kleine Kugel, das Symbol eines Apfels, der in Anspielung auf den Apfel des Paradieses die Bedeutung Marias als neue Eva versinnbildlicht.
Die thronende Maria ist stilistisch jünger als der thronende Christus in der Parallelbahn: Sie repräsentiert einen Madonnentypus aus dem 2. Viertel des 14. Jahrhunderts. Das ursprüngliche Abschlußfeld der alttestamentlichen Bahn wurde in dieser Zeit durch ein moderneres ersetzt. Über die Gründe läßt sich nur spekulieren. Vielleicht war das ursprüngliche Bildfeld beschädigt. Daß es ebenfalls eine thronende Maria zeigte, macht der Vergleich mit anderen Bibelfenstern dieser Art wahrscheinlich, z. B. dem Bibelfenster aus der ehemaligen Kölner Dominikanerkirche in der Stephanuskapelle des Domes.
Dr. Ulrike Brinkmann, Kunsthistorikerin