IM JAHRE 1922 [sic] NACH CHRISTI GEBURT, 600 JAHRE NACH DER DOMWEIHE, UNTER DER REGIERUNG DES PAPSTES PIUS XI, DES ERZBISCHOFS KARL JOSEPH KARDINAL SCHULTE […] WURDE ICH ZU APOLDA VOM MEISTER HEINRICH ULRICH GEGOSSEN […]
Vor 100 Jahren, am 5. Mai 1923 - nicht bereits 1922, wie ursprünglich geplant und wie in der zitierten Inschrift der Glocke zu lesen -, wurde die Petersglocke im thüringischen Apolda gegossen. Mit einem Durchmesser von 3,22 Metern und einem Gewicht von 24 Tonnen war sie bis Ende des 20. Jahrhunderts die größte freischwingende Glocke der Welt. Auch wenn sie diesen Rekord nicht mehr hält, tut dies ihrer Bedeutung und der emotionalen Bindung der Kölner zu ihrer Glocke keinen Abbruch.
»Wenn das Prunkstück unter den Glocken des Domes läutet, hält die ganze Stadt inne. Das war zuletzt wieder in beeindruckender Weise zu erleben, als das wuchtige, tiefe C des ›Decken Pitters‹ zum Gedenken an den verstorbenen emeritierten Papst Benedikt XVI. zu hören war: Die Menschen bleiben stehen, der Alltag bricht auf, der Dom hat das Wort.«
Dompropst Msgr. Guido Assmann
1918Die Kaiserglocke wird eingeschmolzen
1922Die Pläne zu einer neuen Großglocke werden konkret
5. Mai 1923Der Guss der Petersglocke
Die Glockenzier wurde von Heinrich Renard und E. Haller entworfen. Unter einem Engelreigen nennt die Inschrift das Jahr 1922 sowie die Namen des Papstes, des Erzbischofs, sämtlicher Mitglieder des Domkapitels und des Gießers. Ferner wird die Finanzierung durch das Deutsche Reich, Preußen und »vaterländisch gesinnte Bürger« hervorgehoben. Die Seiten sind mit Bildnissen Christi, des Dompatrons Petrus, der Stadtpatrone Ursula und Gereon sowie durch weitere Inschriften und Wappen geschmückt. Der patriotische Ton der Inschriften bezieht sich auf den verlorenen Weltkrieg und die zu dieser Zeit anhaltende Besetzung des Rheinlandes durch Truppen der Siegermächte.
ST. PETER BIN ICH GENANNT // SCHÜTZE DAS DEUTSCHE LAND // GEBOREN AUS DEUTSCHEM LEID // RUF ICH ZUR EINIGKEIT