Internationaler Kunstwettbewerb Kölner Dom: Finalisten stehen fest

Das Kölner Domkapitel hat im vergangenen Herbst 15 Künstlerinnen und Künstler zur Teilnahme am zweiphasigen Internationalen Kunstwettbewerb Kölner Dom eingeladen. Zum Ende der ersten Wettbewerbsphase am 23. August 2024 haben alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer jeweils einen Entwurf eingereicht. Am gestrigen Donnerstag, 19. September 2024, haben die Mitglieder der Wettbewerbs-Jury vier künstlerisch besonders überzeugende Umsetzungsideen ausgewählt. Sie sollen von den Finalisten in der nun folgenden Vertiefungsphase des Wettbewerbs konkretisiert werden.

20.09.2024Von Markus Frädrich


Einen ganzen Tag lang hat sich die Jury des Internationalen Kunstwettbewerbs Kölner Dom unter dem Vorsitz der Saarbrücker Architektin Prof. Andrea Wandel mit den Ideen der 15 Wettbewerbsteilnehmer/innen beschäftigt. Weil die bewusste Verortung des Werks Teil der Wettbewerbsaufgabe war, gehörte dazu auch eine Vor-Ort-Besichtigung im Kölner Dom.

Mitglieder der Wettbewerb-Jury sind unter anderem Domkapitular und Weihbischof Rolf Steinhäuser, Abraham Lehrer (Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland), Dombaumeister Peter Füssenich, Dr. Yilmaz Dziewior (Direktor des Museum Ludwig in Köln), Rabbiner Dr. Jehoshua Ahrens (ehrenamtlicher Direktor des Centre for Jewish-Christian Understanding and Cooperation in Jerusalem), der Schweizer Jesuit und Judaist Prof. Dr. Christian Rutishauser (SJ) und Prof. Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit.

Vor-Ort-Besichtigung im Kölner Dom...

...während der ersten Jurysitzung im Internationalen Kunstwettbewerb Kölner Dom.

„Die Konzepte haben uns zum Nachdenken gebracht“

 „Wir haben heute 15 sehr unterschiedliche Ideen für das neue Dom-Kunstwerk zum christlich-jüdischen Dialog kennenlernen dürfen“, bilanziert Weihbischof Rolf Steinhäuser, Domkapitular und Bischofsvikar für Ökumene und interreligiösen Dialog im Erzbistum Köln. „Die eingereichten Konzepte waren dabei so vielfältig wie es die Biografien und künstlerischen Schwerpunkte der Teilnehmerinnen und Teilnehmer sind. Ihnen allen sind wir für ihre sorgfältige und tiefgehende Auseinandersetzung mit der Thematik zu tiefem Dank verpflichtet. Einige Konzepte haben uns zum Nachdenken gebracht, andere in ihrer potenziellen Raumwirkung und mit ihrer Aussagekraft überrascht. Wieder andere haben uns ästhetisch wie interpretatorisch herausgefordert und zu längeren inhaltlichen Meinungsaustauschen angespornt. Insgesamt haben alle Künstlerinnen und Künstler durch die Ausdrucksvielfalt ihrer Beiträge und ihre eigenständige Perspektive auf die Aufgabe dazu beigetragen, den Wettbewerb in der beabsichtigten Weise als Prozess des gemeinsamen Ringens, Abwägens und Wachsens zu prägen.“

Beratung der Jury im Maternushaus: Ein Prozess des gemeinsamen Ringens, Abwägens und Wachsens.

Finalisten mit Potenzial

Am Ende ihrer Sitzung hat die Wettbewerbs-Jury beschlossen, vier Künstlerinnen und Künstler mit einer Konkretisierung ihrer Idee für ein dauerhaftes Werk im Kölner Dom zu beauftragen, das im Bewusstsein der christlich-jüdischen Geschichte den Blick auf Gegenwart und Zukunft richten soll. Die Namen der TeilnehmerInnen, welche die Vertiefungsphase erreicht haben, werden am Ende des Wettbewerbs veröffentlicht, um ihnen bis dahin eine ungestörte Konkretisierung ihrer Arbeiten zu ermöglichen.

„Die vier Finalistinnen und Finalisten haben ganz unterschiedliche, sehr inspirierende grundsätzliche Herangehensweisen für ein neues Kunstwerk im Kölner Dom vorgelegt“, sagt Prof. Andrea Wandel, die Vorsitzende der Wettbewerbsjury. „In allen vier Konzepten sieht die Jury das Potenzial, dass sie den Kölner Dom und den christlich-jüdischen Dialog eindrucksvoll auf künstlerische Weise bereichern können. Wir freuen uns sehr darauf, mit diesen Arbeiten in die nächste Phase des Wettbewerbs zu starten und daran teilzuhaben, wie sich die vorgelegten Arbeiten fortentwickeln. Schließlich ist es mir ein besonderes Anliegen, im Namen der gesamten Jury allen anderen Künstlerinnen und Künstlern, die am Wettbewerb teilgenommen haben, zu danken. Ihre Beiträge waren wichtig und wertvoll, herausfordernd und bereichernd für unsere Diskussionen."

Prof. Andrea Wandel, die Vorsitzende der Wettbewerbsjury

Weiterer Ablauf des Wettbewerbs

Die Entwürfe der vier von der Jury benannten Finalistinnen und Finalisten des Internationalen Kunstwettbewerbs werden im nächsten Schritt von technischen Sachverständigen geprüft. Dann werden die Teilnehmenden der sogenannten „Viertiefungsphase“ des Wettbewerbs über das Ergebnis der technischen Prüfung informiert. Gleichzeitig werden die Künstlerinnen und Künstler über die Stärken unterrichtet, welche die Jury im jeweiligen Entwurf gesehen hat. Am 4. Februar 2025 endet die Frist für die Weiterentwicklung ihrer Arbeit. In einer weiteren Jurysitzung am 20. März 2025 wird dann die Arbeit ausgewählt, die dem Domkapitel zur Umsetzung empfohlen wird.

Anfang April 2025 wird das als Siegerentwurf prämierte Kunstprojekt gemeinsam mit allen anderen Entwürfen der Öffentlichkeit vorgestellt.

Abraham Lehrer (Vorstandsmitglied der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Mitte) und Dombaumeister Peter Füssenich (rechts)

Der Internationale Kunstwettbewerb Kölner Dom: Genese und Verfahren

Seit einigen Jahren setzt sich das Domkapitel mit der Frage nach einem angemessenen Umgang mit den zahlreichen Artefakten im Kölner Dom auseinander, die von erschreckender Judenfeindschaft zeugen. Nach einer umfassenden Erforschung und Kontextualisierung dieser Werke in Publikationen, Themenrundgängen und einer Ausstellung soll nun ein neues Kunstwerk für den Dom geschaffen werden. 

Wie das Domkapitel im Rahmen einer Auftaktpressekonferenz im August 2023 bekanntgab, soll es sich bei dem neuen Kunstwerk um ein dauerhaftes Werk handeln, das die Eigenschaft des Kölner Doms als Sakralraum und seinen Stellenwert als Bischofskirche und damit als Ort repräsentativer Verkündigung und Lehre respektiert. Ferner gelte es, das Werk mit dem Denkmalschutz und dem Status des Doms als Weltkulturerbestätte in Einklang zu bringen. Was die Aussage und die Verortung, die Beschaffenheit und den Charakter des neuen Kunstwerks anbelangt, gehöre es zur Wettbewerbsaufgabe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dazu Vorschläge zu erarbeiten.

Im Dezember 2023 gab das Domkapitel die Namen der 15 Kunstschaffenden bekannt, welche die Einladung zur Teilnahme am Internationalen Kunstwettbewerb für den Kölner Dom bestätigt haben. Vermittelt worden waren die Kunstschaffenden von acht Kennerinnen und Kennern der internationalen Kunstszene, darunter Kuratorinnen und Kuratoren ebenso wie Kunstschaffende.

Bei einem Auftakt-Kolloquium zum Wettbewerb im Januar 2024 lernten die WettbewerbsteilnehmerInnen den Dom und Mitglieder der Wettbewerbs-Jury kennen und hatten die Gelegenheit, Fragen zu den künstlerischen Erwartungen und zum Ablauf des Verfahrens zu stellen. In der abschließenden Diskussion wurde deutlich, dass der ursprünglich gesetzte Abgabetermin für die ersten Entwürfe (der 20. März 2024) von vielen als zu knapp empfunden wurde. Der Abgabetermin wurde auf den 23. August 2024 verschoben. Bis zu diesem Tag haben alle 15 teilnehmenden Künstler einen Beitrag abgegeben.

Publikation „Der Kölner Dom und ‚die Juden‘“ in zweiter Auflage erschienen

Zeitgleich zur ersten Jurysitzung innerhalb des Internationalen Kunstwettbewerbs ist im Kölner Domverlag die zweite, erweiterte Auflage der Broschüre „Der Kölner Dom und ‚die Juden‘ – Ein thematischer Rundgang“ erschienen.

Abgesehen von kleineren Änderungen enthält die neue Auflage der vom Metropolitankapitel der Hohen Domkirche Köln herausgegeben Broschüre zwei weitere Texte zu Artefakten im Dom, deren antijüdische Tendenz erst in den vergangenen Jahren erkannt wurde. Bei dem einen handelt sich um das Tympanon des mittelalterlichen Petersportals, in dem Juden als Gefolgsleute des Widersachers der Apostel Petrus und Paulus, des Magiers Simon Magus, dargestellt sind. Dieser galt im Mittelalter als Präfiguration des Antichristen. Sie sind durch Judenhüte gekennzeichnet, deren Schäfte zu einem unbekannten Zeitpunkt abgearbeitet wurden – weshalb die antijüdische Aussage des Reliefs lange nicht erkannt wurde. Am Kirchenportal angebracht richtete sich das Bild, anders etwa als die judenfeindlichen Darstellungen im Domchor, an ein breites Publikum. Bei dem anderen Artefakt handelt es sich um zwei Reliefs des Kreuzweges aus dem 19. Jahrhundert. Sie zeigen in der Darstellung des Hohepriesters eine Tendenz, die antijüdisch verstanden werden kann.

Die Broschüre ist zu einem Preis von 5,00 € im Kölner Domshop, im Buchhandel oder direkt über den Kölner Domverlag erhältlich.


KulturstiftungDombau Verein