Klarenaltar-Feiertagsseite
In der ersten möglichen Öffnung des Klarenaltars verdoppelt sich die Anzahl der Maßwerkarkaden.
Die rahmende Architektur ist auf den inneren Seiten der äußeren Leinwandflügel aufgemalt, während sie auf den äußeren Seiten des inneren Flügelpaares in flacher Stabwerkform dem eigentlichen Flügel vorgelegt ist. Die einzelnen Szenen sind vor einen reliefhaft gemalten bzw. punzierten flachen Goldgrund gestellt. In den beiden, gleich hohen Arkadenreihen sind unten zwölf Szenen aus der Kindheit Jesu und oben zwölf Szenen aus der Passions- und Auferstehungsgeschichte dargestellt. Der Bilderzyklus wird vom werktags verdeckten, leicht vorkragenden Mittelschrein unterbrochen, der in seinem Aufbau die Maßwerkarchitektur der Flügel übernimmt. In der unteren Arkade gibt die Darstellung der sogenannten Martinsmesse einen Hinweis auf die eucharistische Funktion des Schreins. In der oberen Maßwerkarkade steht heute eine Figur des Weltenrichters, die aus dem 19. Jahrhundert stammt.
Birgit Lambert, M.A., Kunsthistorikerin
Die Tür des Tabernakelgehäuses zeigt die seltene Darstellung der sog. Martinsmesse. Der hl. Martin, der kurz vor Beginn einer Messe sein Gewand einem Bettler geschenkt hatte, mußte notdürftig ein zu kurzes Gewand für die Meßfeier anziehen. Als er während der Wandlung die Hostie erhebt, werden seine unbedeckten Arme sichtbar. Daraufhin erscheinen ein Feuerball und Engel, die seine bloßen Arme mit edelsteinbesetzten Goldketten bedecken. Im Tabernakelbild beschränkt sich die Wundererzählung auf das Erscheinen des Feuerballs, dessen Feuerstrahlen hier den Vollzug der Wandlung während der Elevation betonen. Die an Sonn- und Feiertagen einsehbare Tabernakeltür weist nicht nur auf die eucharistische Funktion des Flügelaltars hin, sondern führt dem Gläubigen auch die Teilhabe am Erlösungswerk Christi vor Augen.
Birgit Lambert, M.A., Kunsthistorikerin