Der Alte Dom -Westapsis
Vom Vierungsbereich des Westquerhauses führen zwei seitliche Treppen auf den erhöhten Altarraum. Im Zentrum des Sanktuariums steht unter einem von vier Säulen getragenen Baldachin der Altar des Heiligen Petrus.
Von der Entstehung des Petrusaltares berichtet der vor seinem Tode im Jahr 804 am Hof Karls des Großen in Aachen weilende Gelehrte und Dichter Alkuin in einem Vers, nach dem die Verkleidung des Petrusaltares mit edlen Metallen durch Hildebold auf Karls Wunsch hin erfolgt sei. Dies geschah vermutlich zwischen der Ernennung Hildebolds zum Bischof 787 und der Kaiserkrönung Karls im Jahre 800. Demnach gehört der Altar des Apostelfürsten zu den ältesten Goldaltären nördlich der Alpen. An diesem Altar finden neben Gottesdiensten auch bedeutende Rechtsakte statt, so beispielsweise die Verlesung des Testamentes des Erzbischofs Bruno (amt. 953-965) „ante altare sancti Petri“ im Jahre 965.
Über den Kapitellen der Baldachinsäulen sind Zugstangen eingelassen, welche nicht nur die Baldachinbögen stabilisieren, sondern auch der Befestigung von Vorhängen dienen, mit denen beim Hochgebet der Altar verhüllt werden konnte.
Jedes Jahr wird der im Vergleich zum östlichen Marienchor liturgisch höherrangige Petruschor zu Palmsonntag mit purpurfarbenen Fastentüchern (Hungertüchern) verhangen, um den Schmuck des Altarraumes vor den Blicken der Gläubigen zu verbergen: Für das Hinaufziehen und Anbringen der großen und schweren Behänge werden fünfzehn Männer sowie eine „Flickfrau“ für die Leinenstoffe benötigt.
In dem hohen Apsisgewölbe war ursprünglich eine monumentale Christusdarstellung zu sehen: "Der Salvator auf dem Thron in der Mandorla …, umgeben von den Evangelistensymbolen. Am Boden … die vier Paradiesesflüsse, aus deren Gefäßen das Wasser 'in silbernen Wogen' quoll. Neben dem Thron … zwei Cherubim als Sinnbilder des Alten und des Neuen Bundes. In zwei Gruppen zu je sechs …. darunter die Apostel" (Titulus des Sedulius Scotus, 850-863). Unterhalb der Wölbung wird die obere Wandzone von drei großen bleiverglasten Rundbogenfenstern erhellt. Der darunter liegende Wandabschnitt ist in hochrechteckige Felder untergliedert und wird von einem reich geschmückten Stockgesims bekrönt.
Unter der monumentalen Architektur der Westapsis wirkt die niedrige Kryptafassade nahezu bescheiden. Ihre Wandgliederung greift die antikisierende Formensprache des Mittelschiffs in verkleinerter Form auf. Kannelierte Pilaster untergliedern die Wand in drei Abschnitte. Im mittleren Teil befindet sich ein vergitterter, von Säulen gerahmter abgestufter Eingang in die zentrale Kryptakammer. In den beiden seitlichen Wandfeldern stellen kleine Fensteröffnungen die Verbindung zwischen dem Kirchenraum und den Seitenkammern her.
Vom Nordarm des Westquerhauses aus gesehen, wird der goldumkleidete Altar des Apostels Petrus durch die Schmuckgitter etwas verdeckt. In der Flucht des Altares steht nach byzantinischem Ritus der steinerne Bischofsthron, die Kathedra, im Scheitel der Apsis. Dieser wird seitlich von niedrigeren Sitzbänken für die Priesterschaft begleitet und bildet in seiner exponierten Position ein eindrucksvolles Symbol der Macht, Herrschaft und Autorität des Bischofs. Hierarchisch ist der Bischofsthron einzig dem Thron des Papstes untergeordnet, jener Kathedra Petri (dem Heiligen Stuhl) in der Alten Peterskirche in Rom.
An den Außenseiten der Chortreppen liegen die Krypteneingänge, auf deren knapp 70 cm tiefer liegendes Bodenniveau Treppenstufen hinabführen. Vor dem nördlichen Kryptaeingang ist der Tonfliesenboden des nördlichen Querhausarmes sichtbar.
Der Boden vor der Westapsis wird von einem kunstvoll verlegten Plattenmosaik geschmückt, das aus über 14.200 Buntmarmorplättchen besteht. Die kleinteilig gemusterten Ornamentfelder erinnern an kostbare Orientteppiche, die den Bereich vor dem Sanktuarium als besonders ehrwürdig auszeichnen. Das Zentrum zeigt prachtvolle und formenreiche Kompositionen aus Kreisen, Quadraten und variantenreich gemusterten Streifen. Diese bestehen aus wertvollen, unterschiedlich geschnittenen und in verschiedenen Größen und Farben verlegten Marmorplättchen, die mosaikartig zu geometrisch gemusterten Ornamentfeldern zusammengefügt sind. Die seitlichen Felder setzen sich jeweils aus diagonal gestellten Quadratmustern zusammen. Die beiden äußeren Seitenfelder werden im Zentrum durch ein kreisförmiges Blütenmuster bereichert.