Der Alte Dom -Bischofskirche in antikem Gewand
Die an antike Formen anknüpfenden Gliederungselemente übertragen Würdeformeln des römischen Kaisertums auf die Kölner Bischofskirche und versinnbildlichen so die weltliche und geistliche Gewalt des Papstes. Als steinerne Legitimation der Stellvertretung Petri verkörpert die Bischofskirche die Einigkeit des Kölner Erzbischofs mit dem kaiserlichen Herrscherhaus und die Vormachtstellung seiner Kirche als „treueste Tochter Roms“.
Man gelangt durch das Südportal zunächst in das südliche Seitenschiff. Dieses ist mit einer Breite von rund 6 Metern knapp halb so breit wie das Mittelschiff. Wendet man sich nach links, öffnet sich das Seitenschiff mit einem weiten Bogen zum westlichen Querhaus. Die Seitenschiffe besitzen wie die Querhäuser und das Mittelschiff hölzerne Flachdecken, deren Bohlenbalkenkonstruktion eine Kassettengliederung aufweist.
Anknüpfend an die Pracht der frühchristlichen Kirchen in Rom zeichnet sich die Architektur der Kölner Bischofskirche durch eine an die römische Antike angelehnte Formensprache aus, beispielsweise an den Pfeilern der Erdgeschossarkaden: Über Sockeln mit attisch profilierten Basen erheben sich hohe, mit Kanneluren gegliederte Pfeilerschäfte. Bekrönt werden sie von reichen Blattkapitellen, die Kapitellen der korinthischen Ordnung nachempfunden sind.
In Verbindung mit dem Bauprogramm Karls des Großen (reg. 742-814) sind die römisch anmutenden Einzelformen weniger als eine Wiedergeburt der Antike zu verstehen; vielmehr versinnbildlichen diese – in neuem Zusammenhang mit einem Gotteshaus – ein der heidnischen Antike überlegenes christliches Gegenmodell. (Steckel, Zell).
Schaut man auf die nördliche Mittelschiffarkade, fällt der Blick oberhalb der Bogenstellung auf eine monumentale Bauinschrift. Sie besteht aus Versen des karolingischen Dichters Alkuin (um 735 — 19. Mai 804), einem der bedeutendsten Gelehrten an der Hofschule Karls des Großen in Aachen. Der lateinische Lobgesang der hier sichtbaren Nordseite verheißt dem eintretenden Gläubigen, der frommen Herzens Tränen vergieße, Heil und Hoffnung auf Vergebung.