Der Alte Dom -Pracht und Größe
Die zur Zeit Karls des Großen (reg. 742-814) und des Kölner Erzbischofs Hildebold (amt. 787-818) errichtete Pfeilerbasilika war mit einer Außenlänge von rund 95 Metern die größte karolingische Kirche nördlich der Alpen.
Als großartiges, innovatives Bauwerk wirkt diese mehrere Jahrhunderte lang als wegweisender Initialbau, der einen maßgeblichen Anteil daran hat, dass Köln seit 804 –neben Jerusalem, Byzanz und Rom – als „Heilige Stadt“ bezeichnet wird.
Im Mittelschiff des Alten Domes nehmen die Eintretenden sogleich die enorme Größe und eindrucksvolle Pracht der dreischiffigen Basilika wahr. Jeweils sieben reich gegliederte Pfeiler stützen die Mittelschiffarkaden, deren Rundbögen eine flach abgestufte Profilierung – eine sogenannte Fasziengliederung – aufweisen. Die äußeren Bögen der Mittelschiffarkaden enden im Osten und Westen an Halbpfeilern, die an Zungenmauern anschließen.
Über der südlichen Mittelschiffarkade ist das zweite Schriftband der monumentalen Bauinschrift des Universalgelehrten und Dichters Alkuin (um 735 – 19. Mai 804) zu sehen. Während die Verse der Nordarkade den von Süden eintretenden Gläubigen Heil und Hoffnung auf Vergebung verheißen, nennt die zweite Inschrift über den südlichen Arkaden König Karl und Bischof Hildebold als Urheber des Bauwerkes. Da Karl der Große als König bezeichnet wird, kann die Bauinschrift nur vor der Kaiserkrönung Karls und damit zwischen 784 und 800 entstanden sein.
Obwohl damals nur sehr gebildete Menschen, meist Geistliche, in der Lage sind, die lateinischen Verse Alkuins zu verstehen, löst bei den Laien allein die Präsenz der großformatigen Bauinschrift Ehrfurcht vor dem so gewürdigten Bauwerk aus.
Am Ende des Langhauses ist ‑ hinter dem westlichen Querhaus ‑ der Westchor zu sehen, der nach dem Vorbild der konstantinischen Petrusbasilika in Rom dem Heiligen Petrus geweiht ist. In dem gegenüberliegenden östlichen Chor – hier im Rücken des Betrachters gelegen – wird die Gottesmutter Maria verehrt. Diese Doppelchörigkeit des Alten Domes bildet im mitteleuropäischen Raum eine Neuheit. Die Existenz eines östlichen und eines westlichen Chores ermöglicht es nun, Gottesdienste innerhalb eines einzigen Bauwerkes sowohl nach fränkischem Ritus nach Osten als auch nach römischem Ritus nach Westen zu feiern.
Der hohe Kirchenraum wird durch kunstvoll bleiverglaste Rundbogenfenster über den Erdgeschossarkaden und in den niedrigeren Seitenschiffen erhellt. Einst waren die Fenster mit farbigen und grünlichblauen, teilweise mit Ornamenten bemalten und von bleiernen Stegen eingefassten Glasscheiben geschmückt, die das Sonnenlicht in leuchtende Mosaikflächen verwandelte.