Der Alte Dom -Mittelschiffarkaden
Hinter der südlichen Mittelschiffarkade ist die Außenwand des südlichen Seitenschiffes zu sehen. Licht fällt durch die bleiverglasten Rundbogenfenster.
Weiter rechts befindet sich zwischen zwei Fenstern das mit einem geraden Türsturz versehene Hauptportal des Alten Domes. Östlich des zentralen Kreismotivs im Schmuckfußboden ist die Grabtumba des Kölner Erzbischofs Gero (amt. 969–976) aufgestellt, die mit einer kostbar geschmückten Deckplatte versehen ist.
Das Aussehen der Mittelschiffarkaden erschließt sich aus den Standortmarkierungen für die Pfeiler auf den Fundamentoberseiten sowie aus den im Abbruchschutt des Alten Domes geborgenen Steinfunden, darunter Fragmente der Basisprofile, der Blattkapitelle und der Pfeilerschäfte.
Das Beispiel der Pfeilerrekonstruktion zeigt exemplarisch, wie wenig von den einstigen Stützen bzw. von der gesamten aufrechten Architektur des Alten Domes erhalten ist.
Die großen Kalksteine wurden nach Abriss der Bischofskirche offenbar fast ausnahmslos für den Mörtel des gotischen Domes zu Kalk gebrannt, so dass nur wenige Bruchstücke in den Boden gelangten. Um manche der im Abbruchschutt des Alten Domes geborgenen Fragmente beispielsweise einem Mittelschiffpfeiler zuordnen zu können, gleicht die erforderliche wissenschaftliche Vorgehensweise nahezu der forensischen Kriminaltechnik, bei der aus wenigen oder nur undeutlichen, oft verwischten Spuren Tathergänge zu rekonstruieren sind. In unserem Fall müssen sämtliche archäologisch und kunsthistorisch verfügbaren Informationen der Artefakte – die Bruchstücke der Pfeilerbasen, Schäfte und Blattkapitelle ‑ und jede noch so kleine Spur gesammelt, beschrieben, dokumentiert und ausgewertet werden. Dazu gehören Informationen zur Fundlage, zur Größe, zum Steinmaterial, zur stilbildenden Formgebung, zu den Bearbeitungsspuren, zu etwaigen Tünch- oder Bemalungsresten in Verbindung mit den passenden Befunden, hier beispielsweise die Standortmarkierung für die Pfeiler auf der Fundamentmauer der Mittelschiffarkade. Erst eine sorgfältige archäologische und kunsthistorische Untersuchung der Steinfunde führt dazu, dass der für die Rekonstruktion der Architektur hohe Informationsgehalt solcher oftmals nur unscheinbaren „Steinbrocken“ entdeckt werden kann.