Der Dom und ›die Juden‹-Jüngeres Bibelfenster
Ein um 1280 entstandenes Fenster, das dem Älteren Bibelfenster eng verwandt ist, befindet sich seit 1893 in der Stephanuskapelle.
Ursprünglich zierte es den Chor der 1804 abgebrochenen Dominikanerkirche. Diesen hatte der Dominikaner und Universalgelehrte Albertus Magnus in den 1270er-Jahren auf eigene Kosten errichten lassen. Stifter des erst nach seinem Tod 1280 vollendeten Fensters waren Albertus und der Kölner Erzbischof Siegfried von Westerburg (1275–1297). Ihre Stifterbildnisse und die zugehörige Inschrift sind zwar verloren, aber in Beschreibungen überliefert.
Wie im Älteren Bibelfenster werden Szenen des Alten und Neuen Testamentes typologisch einander gegenübergestellt. Die Darstellungen aus dem Leben Jesu sind auch hier mit dem Bild der Wurzel Jesse verknüpft. In den Bildfeldern zur Passion wird, anders als am Dreikönigenschrein und auf zahlreichen zeitgenössischen Darstellungen, auf eine Charakterisierung der Schergen als Juden und damit auf die Betonung des oft erhobenen Vorwurfs des Gottesmordes verzichtet.
Das Verhältnis Albertus Magnus’ zum Judentum war gespalten. Auf der einen Seite befasste er sich mit jüdischen Denkern und Philosophen, auf der anderen Seite unterschrieb er mit anderen Professoren die Pariser Universitätsurkunde vom 15. Mai 1248. Es handelte sich um ein Dekret, das den Talmud, eine der wichtigsten Schriften des Judentums, als ketzerisch verdammte und die Beschlagnahmung und Verbrennung zahlreicher Exemplare dieser und anderer jüdischer Schriften zur Folge hatte.
Matthias Deml
Judenhüte sind im Jüngeren Bibelfenster nur in der Szene der Anbetung der ehernen Schlange (Num 21,6–9) dargestellt. Sie kennzeichnen hier die Vertreter des Volkes Israel. Die eherne Schlange, deren Anblick die Israeliten vor dem Tod durch Schlangenbisse schützt, dient hier als Typus für die Erhöhung Christi am Kreuz.