Der Dom und ›die Juden‹-Salomofenster
Im 19. Jahrhundert war der Dom zum Wahrzeichen der Stadt und des Rheinlandes sowie zum Nationaldenkmal geworden.
So ist es zu erklären, dass sich an seinem Weiterbau seit 1842 auch jüdische Bürgerinnen und Bürger beteiligten. Dabei engagierte sich insbesondere die jüdische Bankiersfamilie Oppenheim, die dem Dom erhebliche Geldsummen zukommen ließ und auch für die Ausstattung der Kathedrale stiftete. Alleine vier Fenster sind mit dem Namen Oppenheim verbunden, die – bei einer jüdischen Familie naheliegend – meist Personen des Alten Testamentes darstellen. Simon von Oppenheim (1803–1880) und seine Ehefrau Henriette Obermayer (1812–1885) feierten im Jahr der Domvollendung (1880) ihre Goldhochzeit und ließen dem Dom aus diesem Anlass ein großes vierbahniges Fenster zukommen, dessen figürlichen Teile von dem Glasmaler Michael Welter gestaltet wurden. Die ersten beiden Bahnen zeigen unter je einem Baldachin die alttestamentlichen Könige Joschija und Joschafat mit jeweils einem Wappenschild darunter; in dem einen das Wappen der Familie Oppenheim, in dem anderen der Schriftzug »Freiherr Simon von Oppenheim d. d. 1880«. Unterhalb der Wappen zeigen weitere Texte den Anlass der Stiftung. Die beiden anderen Bahnen verweisen mit Wappen und Namen auf die Ehefrau und zeigen u. a. König Salomo, dessen Darstellung dem Fenster den Namen gegeben hat.
Das Salomofenster reiht sich in die Fenster ein, die im 19. Jahrhundert für den Obergaden von Lang- und Querhaus geschaffen wurden, womit man die Reihe der mittelalterlichen Königsfenster im Chor aufgreifen und fortsetzen wollte. Während die figürlichen Teile dieser Fenster während des Zweiten Weltkrieges ausgebaut wurden, überstanden die Ornamentbahnen den Krieg nicht. Nach Originalplänen rekonstruiert, setzte man 2005 das Salomofenster wieder ein. Die Kosten wurden von dem 2018 aufgelösten Bankhaus Sal. Oppenheim übernommen.
Joachim Oepen