Der Dom und ›die Juden‹-Petersportal

Das um 1378–1381 datierte Tympanon des Petersportals zeigt drei Szenen aus der Legende der heiligen Apostel Petrus und Paulus. Die Erzählung beginnt unten rechts mit dem Streitgespräch zwischen Petrus und dem bereits in der Apostelgeschichte (Apg 8,9–25) erwähnten Simon Magus vor Kaiser Nero.

Diesem gegenüber hatte sich Simon der Legende nach als Sohn Gottes ausgegeben. Um seine Allmacht zu beweisen, fuhr er von Dämonen getragen in den Himmel auf. Auf das Gebet der Apostel hin ließen diese ihn jedoch fallen und er stürzte zu Tode. Flug und Sturz sind im oberen Register des Tympanons in einer Darstellung zusammengefasst: In der Spitze sieht man den von Dämonen emporgetragenen Magier, unmittelbar darunter seinen zerbrochenen Leichnam neben den links betenden Aposteln. Die Szenen im unteren Bildfeld links zeigen die Martyrien der heiligen Petrus und Paulus.

Wenig Beachtung wurde bisher fünf Männern geschenkt, deren flache Hüte durch jüngste Untersuchungen als Judenhüte identifiziert werden konnten. Die typischen Schäfte sind zwar zu einem unbekannten Zeitpunkt abgearbeitet worden, haben aber deutliche Spuren hinterlassen. Vier der Männer bilden im oberen Bildfeld das Gefolge des Simon Magus, ein fünfter in der Szene der Disputation betätigt sich als Einflüsterer des Kaisers. Da man in mittelalterlichen Texten Simon Magus als Präfiguration des Antichristen gesehen hat, konnte man die dargestellten Juden zugleich als Anhänger des endzeitlichen Gegenspielers Christi auffassen.

Vergleicht man die Darstellungen im Tympanon mit denen auf den Chorschranken im Innenraum, die nur für den Klerus und wenige Besucher zugänglich waren, lässt sich diese deutliche Akzentverschiebung nachvollziehen, die sich zudem an ein öffentliches Publikum gerichtet hat: Die Juden als Gegner der Apostel und der Kirche einzufügen, die ihnen damit unterstellte Häresie und die Warnung vor ihrem Erstarken in den letzten Tagen der Menschheit lassen sich durchaus als Brandbeschleuniger in dem städtischen Prozess bezeichnen, der schließlich 1424 zur Vertreibung der Juden aus Köln geführt hat.
Harald Schlüter

Mann mit Judenhut oder Helm und Ansatz eines Schaftes

Der Soldat mit einem stark an einen Judenhut erinnernden Helm in der Darstellung der Disputation zwischen Petrus und Simon Magus betätigt sich als Einflüsterer des Kaisers.

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